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Selbstverständnis

flyer2010Der Antifa-Medienzusammenhang Dortmund ist ein seit 2008 in Dortmund – und zuweilen darüber hinaus – aktives Netzwerk von Medienaktivist*innen. Unser Ziel ist es, den Gebrauch von taktischen Medien für soziale Bewegungen zu erschließen und unsere Erfahrungen damit weiterzugeben. Die meisten Medienaktivist*innen loggen sich während Neonaziaufmärschen in unseren Zusammenhang ein – und danach auch wieder aus. Im Laufe der Zeit sind dadurch viele Dutzende Personen Teil des Medienzusammenhangs geworden und haben sich zu temporärern, offenen Kollaborationen zusammengeschlossen. Ein kleinerer Teil des Zusammenhangs twittert tagesaktuell seit August 2009 als @amzdo. Zudem wird der Account neben der täglichen Spiegelung von Nachrichten auch für Bewegungsnachrichten beispielsweise bei Neonaziaufmärschen benutzt. Im  Februar 2015 haben wir uns diesen Blog zugelegt für alles, was mehr als 140 Zeichen umfasst.

In der Regel verstehen wir uns als partizipierender Teil von Protesten und arbeiten mit anderen Gruppen, Bündnissen und Einzelpersonen aus Dortmund und anderen Städten zusammen. Zuweilen fallen wir aber auch in die Rolle von Dienstleister*innen zurück und stellen unsere Erfahrungen und Tools, die wir zum Teil selber entwickeln, anderen zur Verfügung. Unserer Kernthemen sind Antifaschismus und Antirassismus, wir schweifen jedoch auch gerne in andere Gefilde und versuchen sie aus einer radikal linken Perspektive zu beleuchten. Der Fokus liegt dabei auf der Lokalpolitik von sozialen Bewegungen in Dortmund, weil wir glauben, dass dem städtischen Raum eine Schlüsselrolle für politische Auseinandersetzungen zukommt.

Ausgangspunkt für die Notwendigkeit von taktischen Medien ist die vor nicht allzulanger Zeit noch recht eindimensionale Dortmunder Medienlandschaft und die fehlenden gesellschaftlichen Debatten unter der Jahrzehnte währenden SPD-Herrschaft. Vor einigen Jahren blieb es noch dem Gutdünken der wenigen lokalen Medien überlassen, ob Nachrichten und Mobilisierungen von sozialen Bewegungen eine angemessene Verbreitung im öffentlichen Raum fanden. Der Wegfall einer von zwei Lokalredaktionen durch die Schließung der Westfälischen Rundschau hat diese Entwicklung noch verschärft. Mit dem Aufbau von kontinuierlich agierenden „alternativen“ Medien (wie den Ruhrbaronen oder den Nordstadtbloggern), als deren Teil wir uns begreifen, hat sich die Situation dafür deutlich verbessert. Das einseitige Abschreiben von Polizeimeldungen gehört – zumindest in unseren Themenfeldern – der Vergangenheit an und die hegemoniale Berichterstattung orientiert sich deutlich näher am Geschehen. Es bleibt jedoch weiterhin einiges zu tun; in vielen kritischen Bereichen finden sich bei der Recherche immer noch allein Nachrichten der stadtnahen Medien und von Neonazis.

Angetreten sind wir August 2008 mit dem „Antifa Medienzentrum“ als Teil des Widerstands gegen einen Großaufmarsch der Dortmunder „Autonomen Nationalisten“, die sich damals NWDO nannten. Wir hatten dereinst zwei Ziele verfolgt: Mit einem Internetradio wollten wir die „Dortmunder Verhältnisse“ über die Stadtgrenzen hinaus bekannter machen. Und mit einem Live-Tickersystem wollten wir die Aktivist*innen über die Teilnahme an der Gegendemonstration hinaus in die Lage versetzen, ihre Handlungsmöglichkeiten auf der Straße besser nutzen zu können. Der Name „Antifa Medienzentrum“ sollte dabei ein Verweis auf die vor allem bei Antiglobalisierungsprotesten erprobte Praxis von „Independent Media Centers“ sein, die wir auf die Situation von größeren Antifaprotesten übertragen wollten. Nur für ein Wochenende konzipiert, hielt sich der Name „Antifa Medienzentrum Dortmund“ über einen Zeitraum von mehreren Jahren, bis wir ihn Anfang 2015 in das etwas angemessenere „Antifa Medienzusammenhang Dortmund“ geändert haben.

In der kurzen Geschichte des Medienzusammenhangs haben wir neben klassischer Pressearbeit mit unterschiedlichen taktischen Medien zur Unterstützung und als Teil von Protesten experimentiert: Internetradio, (Micro-)Blogging, Tickersysteme, Videostreaming, Photo-, Video- und Textjournalismus, kritische Kartographie, Schulungen, thematische Veranstaltungen etc. Abgesehen von Twitter nutzen wir bevorzugt die Infrastruktur von linken Technikkollektiven wie free.de, nadir.org, autistici.org oder riseup.net, denn eine linke Medienperspektive braucht die Kontrolle über die genutzte Infrastruktur. Trotz der Hegemonie der großen Provider und Diensteanbieter entstehen bei der selbstbestimmten Aneignung von Medien immer wieder beachtliche Lücken. Es ist weiterhin möglich, eigene Medien zu entwickeln, die eine große Reichweite für linke Medienaktivitäten bieten, ohne sich die Nachteile von Überwachung, Kommerzialisierung und Kontrolle einzuhandeln.

Einige Schlaglichter aus der Praxis der letzten Jahre:

★ 2008 – Ticker und mehrtägiges Netzradio zur Unterstützung der Gegenaktivitäten gegen den „4. Nationalen Antikriegstag“ des NWDO

★ 2009 – Ticker und mehrtägiges Netzradio zur Unterstützung der Gegenaktivitäten gegen den „5. Nationalen Antikriegstag“ des NWDO. Start des Twitter-Accounts @amzdo. Eine DDOS-Attacke auf den Ticker konnte mit Hilfe linker Techkollektive und dem CCC abgewehrt werden.

★ 2010 – Teilnahme am „Dortmunder Antifa Bündnis“, Erstellen von http://dab.nadir.org als Aggregationsblog für Dortmunder Antifagruppen. Medienbüro beim „6. Nationalen Antikriegstag“

★ 2011 – Teilnahme am Alerta-Bündnis, Medienbüro beim „7. Nationalen Antikriegstag“

★ 2012 – Teilnahme am Alerta-Bündnis, Unterstützung des Antifacamps

★ 2013 – Unterstützung eines internationalen Übersetzungskollektivs bei den Gezipark-Protesten

★ 2014 – Teilnahme am Blockado-Bündnis, Medienbüro beim Naziaufmarsch am 1. Mai, Unterstützung von http://map.nadir.org

Stand März 2015. To be continued …

Stay tuned – We will win!