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Dokumentation: Redebeitrag auf der „Refugees Welcome“ Demo am 26.9.2015

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Wir dokumentieren hier den Redebeitrag  von Dortmunder Antirassistinnen, der heute auf der Demonstration von Refugees Welcome Dortmund gehalten wurde:

Hallo Demonstration!

Viel ist in Dortmund in den letzten Wochen passiert. Mehrere Tausend Geflüchtete erreichten Dortmund: Im Keuninghaus und am Bahnhof wurde die Krise der europäischen Flüchtlingspolitik greifbar: Wir konnten dort eine Mischung sehen, die aus technokratisch-staatlichem Krisenmanagment, einer neu enstandenen Zivilgesellschaft von Helferinnen und dem Aktivismus antirassistischer Solidarität bestand.

Wer hätte noch vor 2 Monaten geglaubt, dass das europäische Grenzregime zu wackeln beginnt und die Risse in der inneren Verfaßtheit Europas offenlegt. Was antirassistische Aktivistinnen seit Jahren fordern: „Grenzen auf für alle!“ ist durch den Druck der Bewegung der Flüchtenden für einen Moment zur Wahrheit geworden. Grenzen sind offen, wenn sie überschritten werden!

Flüchtende sind dabei weder passiv noch Opfer, wie es uns die Rede von „Schleppern“ & „Helfern“ weismachen soll. Flucht ist eine hochgradig selbstorganisierte Angelegenheit. Wir bewundern daran den Mut und die Ausdauer, mit der es Refugees schaffen, die Mauern der Festung Europa zu überwinden und es immer wieder bewerkstelligen, das Grenzregime zu unterlaufen. Die Nöte, die Menschen in die riskante Flucht treiben, werden weiter bestehen. Für die Bewohnerinnen der Festung stellt sich somit nur die Frage: Sind wir Teil der Kämpfe der Refugees – oder sind wir es nicht? Unsere Ablehnung der europäischen Flüchtlingspolitik muss sich genau jetzt noch stärker mit den Kämpfen der Refugees verbinden.

Uns wurden in den letzten Wochen viele Namen gegeben: „Helferinnen“, „Ehrenamtler“, „Willkommenskultur“; Dortmund sei gar die „Hochburg der Hilfe“ und Deutschland der „Willkommensweltmeister“. All die Namen, die uns gegeben werden, dienen letzlich dazu, unsere Aktivitäten zu entpolitisieren und unsere Motivationen unsichtbar zu machen. Diese Demonstration ist Ausdruck davon, dass wir uns jeglicher Vereinnahmung im Interesse anderer verweigern. Wir weigern uns, in dem Bild der „Hochburg der Hilfe“ oder eine „Weltmeisterwillkommenskultur a la Deutschland“ aufzugehen. „Refugees Welcome“ ist keine Marketingkampagne der Boulevardpresse und lässt sich auch nicht durch die Umarmung einer Regierung ersticken, die gleichzeitig Frontex weiter ausbaut, Grenzen dicht macht oder Asylgesetze verschärft.

Wir wollen mit diesem kurzen Redebeitrag nur einen Gedanken stärken:

Wir sind Teil einer globalen antirassistischen sozialen Bewegung. Die Hilfe, die wir organisieren, ist Ausdruck unserer Ablehnung der europäischen Flüchtlingspolitik. Sich selbst als soziale Bewegung zu verstehen bedeutet: Kein Vertrauen, dass es Staat, Kapital oder NGOs schon richten werden. Rassismus ist keine schlechte Meinung, sondern ein globales Gewaltverhältnis. Wir setzen der agressiven Wohlstandsverteidigung Europas eine Selbstorganisation von Unten entgegen, die sich mit den Kämpfen der Refugees verbindet. Denn wir werden erst wirksam und sichtbar, wenn wir helfen und dabei gleichzeitig politische Forderungen stellen!

Solidarität mit allen Geflüchteten heißt: Gemeinsam Kämpfen!
Fuck Frontex, fuck!